Bel Canto

Bel Canto
Die Geschichte
Kurze Zusammenfassung

Bel Canto beschreibt eine Gesangstechnik, welche die höchste technische Vollkommenheit und die Beherrschung aller Ausdrucksmittel zum Zwecke eines differenzierten Vortrags ermöglicht.

In der Post-Renaissance und mit der Erscheinung der Oper in 1601 (monodische Form) und des dazugehörenden Virtuoso-Gesangs, war es notwendig, eine Technik zu entwickeln, die es der Stimme ermöglicht souverän im gesamten Umfang/Ambitus einer Arie zu überzeugen. Das Ziel war eine absolute Differenzierung der Stimme in ihren diversen Möglichkeiten: auf jedem Ton, im jeweiligen Umfang, auf jedem Vokal soll jede Klangqualität zu erzeugen sein.

Die Belcanto-Lehrer wussten, dass sich die Stimme in zwei Register unterteilt. Sie haben die ersten Schritte in die Entwicklung der Prinzipien der Stimmentwicklung gemacht. Ihre Arbeit hat sich um die Ausbildung und Vereinigung dieser Register gedreht.

Wieso der Name „Bel Canto“?

Das Adjektiv „bello“ bedeutet im Italienischen nicht nur „schön“ sondern auch „richtig“ oder „angemessen“. In Giulio Caccinis „Le nuove musiche (1602)“

redet er von einer „buona maniera di cantare“. Wenn ein Ton wirklich schön ist, vereinbart er Ästhetik mit Naturgesetzen. Ein „schöner“ Ton kennt keine Grenzen. Der „schöne“ Ton ist keine Frage der Ästhetik oder Ansicht, sondern der natürlichen Gesetzmäßigkeiten der Stimme. Die Schriften von Pier Franceso Tosi und Giambattista Mancini bilden die Hauptquellen der Gesangspädagogik des Belcanto. Sie haben sich hauptsächlich mit der Vokalbildung, der Musikalität und der Vereinbarung des Falsetts mit der natürlichen Stimme (Bruststimme) beschäftigt, Aus “Bel Canto, a History of Vocal Padagogy” von James Stark heißt es: „Bel Canto bezieht sich weder ausschließlich auf eine einzige stilistische Epoche, noch ist es eine bestimmte Art, die Stimme einzusetzen.

Es ist aber auf bestimmte stimmliche Gesetzmäßigkeiten aufgebaut. Diese Technik kann auf ein breites Spektrum von musikalischen Stilen aus vielen historischen Epochen übertragen werden, ohne ihre Integrität als fundamentale stimmliche Prinzipien zu verlieren. […]Bel Canto ist eine Art zum Singen, in der eine fundamentale Stimmtechnik ein großes Spektrum an musikalischen Stilen auffängt.“

Demnach ist es eine Technik, die sich auf alle Gesangsstile übertragen lässt.

Quellen:

Rodolfo Celletti, Geschichte des Belcanto, Bärenreiter

Cornelius Reid, Bel Canto, Principles and Practices, Joseph Patelson Music House, New York

Cornelius Reid, Erbe des Belcanto, Schott

James Stark, Bel Canto, A History of Vocal Pedagogy, University of Toronto Press

Leopold Tesarek, Kleine Kulturgeschichte der Singstimme von der Antike bis heute

Böhlau Verlag Wien

Franz Thomas, Lehre des Kunstgesanges nach der Altitalienischen Schule

Georg Achterberg Verlag Berlin

Lexikon der Gesangsstimme, Laaber Verlag

Peter Bernes Lecture on Bel Canto,
https://www.youtube.com/watch?v=xt2mo2Wea0s